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Rückblick auf den Kirchentag 2025

16.5.2025

Kirchentag in Hannover 2025
© Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein
Kirchentag in Hannover 2025

Tausende Christinnen und Christen besuchten den 39. Deutschen Evangelischen Kirchentag unter dem Titel „Mutig, stark, beherzt!“ in Hannover. Auch Menschen aus dem Evangelischen Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein machten sich auf den Weg. 

 

Pfarrer Dietrich Hoof-Greve, Leiter der Telefonseelsorge Siegen, war in Hannover. Er berichtet von den Tagen vor Ort und schildert seine persönlichen Eindrücke:  

 

„Mutig, stark, beherzt!“ – das Motto des 39. Deutschen Evangelischen Kirchentags hätte kaum passender gewählt sein können. In einer Welt voller Krisen war das Christentreffen in Hannover ein Ort des Zuspruchs, der Vergewisserung – und auch der Zumutung. Keine Vertröstung, kein ängstliches Pfeifen im Walde, sondern die klare Frage: Wofür steht Kirche, woran glaubt sie – und woran merken das andere?
Über 100.000 Besucherinnen und Besucher sowie rund 5.000 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer konnten bei mehr als 1.400 Veranstaltungen wählen, diskutieren, feiern und glauben. Viele zog es zu den prominenten Namen: Bundeskanzler Olaf Scholz wurde ein letztes Mal in seiner Rolle als Regierungschef erwartet. Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mischte sich unter die Menge. 

Beeindruckt waren viele von einer bis vor Kurzem in Deutschland kaum bekannten Stimme – der US-amerikanischen Bischöfin Mariann Edgar Budde. Sie forderte öffentlich Erbarmen und Mitgefühl für Schwache und Minderheiten bei Trumps Amtseinführung und hatte nun auch in Hannover eine kraftvolle Botschaft: „Fürchte dich nicht“, rief sie den Zuhörerinnen und Zuhörern zu. „Gib, was du kannst. Sag: Ich bin hier. Gott sagt: Ich bin bei dir. Gib mir die Kraft, mit der Hoffnung weiterzumachen.“ Ihre Botschaft war klar: „Aufgeben ist keine Option für Christen.“
Apropos Bischöfin: Wie schafft es „unsere“ Kirsten Fehrs, dieses straffe Programm mit solcher Herzlichkeit zu tragen? Eben noch auf dem Podium, dann auf dem roten Sofa bei kritischen Fragen von Kirchenredaktionen – und gleich danach lachend beim Selfie mit Menschen mit Behinderungen auf dem Markt der Möglichkeiten. Ihre Offenheit wirkte ansteckend. Glaubensheiterkeit trifft Hoffnungstrotz. Man spürte: Sie weiß, wovon sie spricht, wenn sie mit Heribert Prantl in der Bibelarbeit über „Frauenpower“ und die ersten Zeuginnen der Auferstehung spricht. Als Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland forderte Fehrs mehr Sichtbarkeit ein:
„Wenn wir alle dafür etwas tun können, liebe Geschwister, dass das verständlicher wird – überall, wo Sie sind, werben Sie für unsere Kirche.“ Viele wüssten gar nicht, dass Angebote wie die Telefonseelsorge kirchlich getragen werden.
Doch darf Kirche auch politisch sein? Der Journalist Heribert Prantl fand dazu klare Worte: „Um zu dem zu stehen, was wir glauben, müssen wir politisch sein.“ Und er wiederholte seine bereits 2019 formulierte Forderung: ein Verbotsverfahren gegen die AfD. 
Wie verortet sich Kirche in der Gegenwart? Der Theologe Prof. Dr. Thorsten Dietz sprach im Vortrag „Glaube in einer säkularen Welt“ davon, dass Kirche von Beginn an „Ekklesia“ – also „Herausgerufene“ gewesen sei. Minderheit zu sein, sei daher kein Rückschritt, sondern Chance: „Jetzt ist die Zeit, Stellung zu beziehen.“
In Hannover – professionell abgesichert von Polizeikräften – diskutierten Gläubige zu Krieg und Frieden, Gerechtigkeit, Wahrheitsfragen in den sozialen Medien und zu drängenden Klimafragen. Der Kirchentag zeigte: Klimaschutz bleibt ein zentrales Glaubensthema. Dr. Eckart von Hirschhausen, Arzt und Klimaaktivist, brachte es pointiert auf den Punkt: „Wie wäre es denn, wenn wir an der Fleischtheke zu jedem Stück Fleisch einen 20-Liter-Eimer Gülle dazustellen?“ Der Zusammenhang zwischen Fleischkonsum und Klimakrise sei nicht länger zu ignorieren. Auf die Frage, ob die Trägheit der anderen frustrieren könne, antwortete er knapp: „Dafür bleibt keine Zeit!“
In der niedersächsischen Hauptstadt wurde der Kirchentag selbst zur Antwort auf viele Fragen: Ein leidenschaftlicher Mutmacher, sich – mutig, stark, beherzt – dem Glauben, der Schöpfung und der Liebe Christi zu stellen. Die Kirche zeigte sich divers, bunt, am Puls der Zeit. Wer nach einem kompakten Fazit sucht, könnte sagen: „Gut. Besser. Vom Besten.“

Eine Gruppe aus dem Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein fuhr gemeinsam mit dem Bus nach Hannover.
© Privat
Eine Gruppe aus dem Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein fuhr gemeinsam mit dem Bus nach Hannover.

Weitere Stimmen aus dem Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein zum Kirchentag: 

  • Anke Degenhardt: „Immer wieder gute Möglichkeiten, ins Gespräch zu kommen. Das Vesperzelt war eine tolle Einrichtung und die Kinderkathedrale hat mich fasziniert.“
  • Regine von Münchow: „Ein wunderbares Erlebnis, dabei gewesen zu sein –teilweise Gänsehaut pur. Zurüstung von Gott, seine Liebe mutig, stark und beherzt weiterzugeben. So viele Menschen und ein harmonisches Miteinander ohne Zank und Streit. Gott hat diese Zeit besonders gesegnet und uns alle bewahrt.“
  • Ulrich Kretzer: „Die Zeit war inspirierend und aufbauend – ein Herausholen aus dem (kirchlichen) Alltag. Es gab viele gute Begegnungen mit anderen Christen. Mir haben die Bibelarbeiten besonders gut gefallen. Die Gartenkirche mit lutherisches Feierabendmahl - fremd und ungewohnt, aber sehr feierlich.“
  • Brigitte März: „Mich hat die Bischöfin Mariann Edgar Budde sehr beeindruckt und ihre Worte: Der Weg geht nur mit Jesus. Die Frauen am Grabe haben mir gerade in der aktuellen Situation Mut gemacht. Es gab immer wieder irgendwo auf der Straße Musik – das fand ich auch toll!“